Qi Gong

Qi Gong

 

Die Natürliche Atmung

Häufig setzen Qigong Anfänger sofort die fortgeschritteneren Methoden ein. Die beste Methode zum Verständnis der tieferen Atemmethoden ist aber, mit der Regulierung bei der Atemmethode anzufangen, die wir jeden Tag benutzen.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die natürliche Atmung ständig von Gedanken und Emotionen beeinflusst wird. Wenn wir z.B. angespannt oder aufgeregt sind, atmen wir schneller. Wenn wir uns traurig und niedergeschlagen fühlen, atmen wir langsamer. Die Dauer der Ein- und Ausatmung wird ebenfalls von den Emotionen beeinflusst. Sind wir glücklich, ist die Ausatmung länger als die Einatmung, aber wenn wir traurig sind, ist die Einatmung länger. Wir erkennen daran, dass wir die Atmung zwar schon immer reguliert haben, dies aber meist unbewusst geschieht.

Jeder atmet auf verschiedene Art und Weise. Kleinkinder und einige Erwachsene haben noch die Angewohnheit der Unterleibsatmung. In den mittleren Lebensjahren atmen die meisten Menschen mit dem Bauch, ältere Menschen atmen mit dem Brustkorb. Der Zweck ist dabei immer, Sauerstoff in die Lunge zu befördern und Kohlendioxid auszustoßen. Obwohl wir von Bauchatmung sprechen, geht die Luft in Wirklichkeit – oder sie sollte zumindest nicht – nicht tiefer. Wenn Luft in den Verdauungstrakt gelangt, verursacht sie Schmerz, deshalb sollte sie sofort ausgestoßen werden.

Die natürliche Atmung zu regulieren heißt, unser derzeitiges Atemmuster zu regulieren. Wir sollten während dieser Übung aber nicht bewusst unsere Atemgewohnheiten ändern, weil wir sonst das Yi auf die neue Methode richten würden und es somit von dem ablenken würden, was wir normalerweise tun und erfahren. Den natürlichen Atem zu regulieren heißt, den Geist zu konzentrieren, so dass wir unsere natürliche Art zu atmen verstehen und schließlich den Atem in ein entspannteres und harmonischeres Stadium führen.

Um den natürlichen Atem zu regulieren, müssen wir uns natürlich und angenehm fühlen, und der Geist muss sich von emotionalen Störungen freimachen. Dann lernen wir, die Muskeln zu fühlen, die sich auf das Atmen beziehen. Schließlich führt der Geist die Muskeln auf eine entspanntere Stufe und wir sind in der Lage, den Qi-Fluss zu fühlen oder zu spüren.

Die Haltung ist beliebig, solange wir uns angenehm und natürlich fühlen. Wir atmen durch die Nase. Wir kontrollieren den Atem nicht bewusst, sondern lenken einfach nur unsere Aufmerksamkeit darauf und fühlen ihn. Atmen wir sanft und leicht. Das Ziel dabei ist, dass der natürliche Atem folgendermaßen sein soll: 1) ruhig (Jing), 2) knapp (Xi), 3) tief (Shen) 4) ununterbrochen (You) und 5) gleichmäßig (Yun). Am Ende dieses Kapitels gehen wir auf diese Punkte ausführlicher ein. Nach einer Zeit erreichen wir das Stadium, in dem wir die Atmung ohne bewusste Anstrengung regulieren, dann tritt sie in ein neues Stadium ein. Am wichtigsten ist aber die Erfahrung, die wir machen, wenn wir die Technik der Regulierung des natürlichen Atems anwenden. Diese Erfahrung wird der Keim für das tiefere Verständnis, das wir brauchen, um den schwierigeren Atemtechniken auf den Grund zu gehen.

Unter "Qi" (alte Schreibweise: Chi) versteht man in China Lebensenergie bzw. jene feinstoffliche Substanz, aus der unser Kosmos zusammengesetzt ist. Der Begriff "Gong" bedeutet soviel wie "Üben, Arbeiten, Lenken, Selbstdisziplin etc". Demnach ist Qi Gong (auch: Chi Kung) der Umgang und die Arbeit mit der Lebensenergie, das bewusste Steuern und Lenken derselben durch unseren Körper.

Anwendung

Qi Gong ist grundsätzlich keiner Beschränkung unterworfen. Es kann von jedem Menschen unabhängig von Alter, Herkunft, Talenten und Vorwissen leicht erlernt und genutzt werden. Da die Bewegungsabläufe langsam, harmonisch und fließend sind, eignet sich diese Methode auch gut für alte, schwache Menschen. Sie ist auch eine gute Ergänzung zu einer physikalischen Therapie Wichtige Voraussetzungen sind lediglich die äußere und innere Ruhe sowie das bewusste Einlassen auf die verschiedenen Übungen.
Im Wesentlichen unterscheidet man folgende Anwendungsbereiche des Qi Gong:

·         Aktivierung der Selbstheilungskräfte und Vorbeugung von Krankheiten.

·         Regulierung und Lenkung des Qi-Flusses bzw. Abbau von Blockaden.

·         Erhöhte körperliche und geistige Flexibilität.

·         Gesteigerte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit.

·         Erhöhung des körpereigenen Wohlgefühls.

·         Erhöhung der inneren und äußeren Vitalität und Lebenskraft.

 

Der Mensch ist nach chinesischer Auffassung sowohl äußerlich durch ungünstige Umweltbedingungen (Hitze, Kälte, Feuchtigkeit etc.), als auch innerlich durch verstärkte Emotionen oder negative Einstellungen belastet. Erkrankungen, psychische und körperliche Beschwerden sind die Folge. Durch die Belastungen wird auch die Lebensenergie Qi am Fließen gehindert. Es bilden sich Blockaden und die Energiekanäle. Die Meridiane, werden verstopft. Die Beschwerden verstärken sich dadurch zusätzlich.
Das freie Fließen des Qi ist somit Voraussetzung für Lebenskraft und Vitalität. Wenn das Qi blockiert ist, sollte der Mensch mit Hilfe der Körper-, Atem- und Visualisierungsübungen des Qi Gong die Blockade des Qi aufzulösen versuchen. Die Übungen des Qi Gong führen zur Aufnahme neuer Energie aus der Natur, die Blockaden lösen und das Qi wieder bewusst und gezielt durch den Körper fließen lassen hilft. Krankheiten können so ergänzend behandelt werden, die körperliche und geistige Flexibilität wird erhöht und die Belastbarkeit bzw. Leistungsfähigkeit verstärkt. Darüber hinaus dienen die Übungen der Vorbeugung weiterer Krankheiten durch die ausgleichende Wirkung auf das Zentralnervensystem.

Technik

Beim Qi Gong handelt es sich hauptsächlich um Körper- und Atemübungen, mit deren Hilfe Energie in den Körper geholt werden soll. Die Meridiane (Energiekanäle) werden durch die einzelnen Übungen aktiviert, damit das Qi wieder frei fließen kann. Man unterscheidet bewegtes und stilles Qi Gong.
Durch die Übungen soll auch auf die den Meridianen zugeordneten Gefühlslagen Einfluss genommen werden. Das Spiel wurde weiterentwickelt und ist eine wesentliche Grundlage zur Stärkung des Körpers und des allgemeinen Wohlbefindens geworden. Qi-Gong-Übungen können im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen durchgeführt werden. Es existieren Übungen für die Atmung, die Körperhaltung, für die Vorstellungskraft und für körperinnere als auch -äußere Abläufe.
Entscheidend ist immer die gleichmäßige tiefe Atmung und das Fließen des Qi.

Übung

Eine der Grundhaltungen des Qi Gong ist der etwas mehr als schulterbreite Stand mit parallelen Füßen. Die Arme werden hochgehoben, als würde man einen Baum umarmen. Die Wirbelsäule ist aufgerichtet.
Man stellt sich vor, am höchsten Punkt des Kopfes sei ein seidener Faden angebunden, der an den Himmel geknüpft ist und einen sanft hochzieht und aufrichtet.
Die Knie sind leicht gebeugt, an der Spitze des Kreuzbeines stellt man sich ein Gewicht vor, das nach unten zieht und das Becken zu einer leichten Kippbewegung nach vorne bringt.
Visualisieren Sie Wurzeln, die aus Ihren Fußsohlen in die Erde wachsen und durch die alle verbrauchte Energie mit jedem Ausatmen in die Erde abfließt; mit jedem Einatmen wird neue Erdenergie aufgenommen.
Atmen sie in den Unterbauch und stellen Sie sich vor, die Energie dort im so genannten unteren Dantian - dem Energiezentrum im Bauch - in Form einer goldenen Lichtkugel zu speichern, die mit jedem Atemzug wächst und Energie an den ganzen Körper abgibt.
Lassen Sie die Erdenergie durch die Wirbelsäule und Arme bis hinauf zum Schädeldach steigen und über Stirn, Kehle, Brust und Bauch wieder zurück ins untere Dantian. Legen Sie dabei die Zungenspitze hinter den Schneidezähnen an den Gaumen, um den Energiefluss zu erleichtern und einen Energiestau im Kopf zu vermeiden.
Falls die Arme müde werden, senken Sie sie auf Höhe des Solarplexus (am Zwerchfell) ab.
Geübt wird 2 bis 15 Minuten lang.